Ich bin nachdenklich.
Warum fragt Ihr Euch? Ganz einfach: Heute habe ich lange mit einer guten Freundin telefoniert. Eigentlich wollte ich nur kurz fragen wie es ihr geht und da sie meine Reisebuchungen organisiert auch gleich mal wissen ob sie mir schon meine Flüge für das nächste Halbjahr fixiert hat.
Nun, aus diesem Telefonat entwickelte sich etwas ganz anderes heraus. Wir haben mal wieder darüber philosophiert weshalb die Menschen um uns herum, generell in Deutschland so unzufrieden sind. Leben wir doch weit über dem weltlichen Durchschnitt – wie die Maden im Speck. Fett gefressen, übersatt und faul um es mal ganz unverblümt auszudrücken. Ihr schüttelt mit dem Kopf und verneint das? Ja, ich geb Euch zu Teilen Recht, nicht jeder hier in good old Germany schwelgt im Luxus. Diejenigen, die das nicht tun sind zumeist auch diejenigen, die sich gar nicht oder kaum beschweren. Sie kämpfen jeden Tag und sind oft dankbar und happy mit dem was und wen sie haben. Der Rest der Deutschen not so much, sorry ist so. Echt! Ich erlebe das im Bekanntenkreis (zum Glück kaum noch da ich einfach mal frei nach Ophrah die Meckerer und Negativ-Energie-Verbreiter entsorgt habe) genauso wie draußen in der “freien Wildbahn”: Beim Einkaufen, Tanken, und und und.
Wo ich es so gut wie nie erlebe ist in meinem Yoga-Unterricht – ob ich nun selbst lehre oder als Schüler lerne. Da gibt es das nicht. Wir reden auch über Herausforderungen und negative Ereignisse und trotzdem sind wir glücklich und freundlich zueinander. Lassen uns gegenseitig Raum für die eigene Meinung und Art.
Was ist es also, das den “Otto Normalo” so mies drauf sein lässt? Ich glaube ich kenne die Wurzel(n): Asmita, Raga, Dvesha und Abhinivesa – die vier Kinder von AVIDYA (aus Sanskrit übersetzt: das vernebelte Sehen). Kurz für alle erklärt:
Asmita: “Ich muss besser sein” – “Ich bin der Größte / Schlauste”
Raga: “Ein Stück Schokolade reicht mir nicht, ich will die ganze Tafel” – Wieso hat mein Nachbar ein größeres Auto / Haus /…”
Dvesha: “Den kann ich nicht leiden” – “Das will ich nicht”
Abhinivesha: “Angst vorm Alt werden” – “Angst vorm Alleinesein”
Also das eigene Ego, der Neid,die Angst, die Ablehnung und das immerwährende Verlangen nach noch mehr, noch größer, noch schneller – wie Prince schon sagte: “Maybe I`m just like my mother. She`s never satisfied!”
Wir können diese Gefühle und Denkweisen ablegen oder zumindest verringern? Ich bin auch nicht frei davon zu urteilen oder auch manchmal kurz im Tal des Selbstmitleids zu versinken und das ist völlig in Ordnung. Wichtig ist nur das zu erkennen und sich selbst auch wieder da rauszuholen. Das wird Euch nämlich kein anderer abnehmen und wer hat schon Lust als Grummel Griesgram durchs Leben zu gehen?!
Mir hat hier meine eigene Asana Praxis sehr geholfen. Noch mehr als das körperliche Yoga entwickelt mich jedoch in diesem Fall das Studium der Yoga Sutras von Patanjali, also die geistige Auseinandersetzung mit Yoga. Patanjali hat in seinem Werk – vielleicht dem bedeutendsten Werk über Yoga – in 196 Sutren (Versen) beschrieben wie wir besser handeln, uns selbst erkennen und leben und somit wenn wir Glück haben auch am Ende unseres Lebens mit dem Universum eins werden.
Ist Euch zu spirituell? War es mir vor ein paar Jahren auch und das ist voll okay. Wählt Euren Weg glückselig durch Euer Leben zu gehen. Vielleicht mit, vielleicht ohne Yoga.
Stay wild – stay gold!
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